Fachkräfte weiterbilden und Talente entdecken

Stillstand ist für die Firma Karl-Josef Ewald GmbH mit ihrem Sitz im schwäbischen Jettingen-Scheppach keine Option. Denn das Traditionsunternehmen, das 2019 sein 140-jähriges Bestehen feiern konnte, bleibt in der Metalltechnik stets auf dem aktuellen Stand. Das stellt das in fünfter Generation geführte Familienunternehmen mit 95 Mitarbeitenden sicher, indem es Weiterbildungen gezielt fördert.

Juniorchefin Iris Meik setzt in puncto Weiterbildung auf die enge Kooperation der Geschäftsführung mit den Abteilungsleitern – das habe sich bewährt: „Wir behalten im Blick, wo Weiterbildung sinnvoll und nötig ist, wir evaluieren den firmeninternen Bedarf an Fachkräften und handeln entsprechend.“ Kommunikation ist ein weiteres zentrales Stichwort in dem Traditionsunternehmen: sowohl zwischen Geschäftsführung und den leitenden Angestellten als auch im Austausch mit den Mitarbeitenden. „Wir haben hier flache Hierarchien. Alle Beschäftigten können zu jeder Zeit unkompliziert auf die Geschäftsleitung und Führungskräfte zugehen, wenn sie ihr Aufgabenfeld vergrößern oder sich weiterqualifizieren wollen. Wenn wir sehen, da verspürt jemand den Wunsch weiterzukommen, unterstützen wir das“, sagt Iris Meik. Wer Eigenverantwortung übernimmt, eine Weiterbildung selbstständig aussucht und plant, kann sich auf den Rückhalt des Unternehmens verlassen: „Wir geben Tipps und verweisen auf interessante Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa bei der Industrie- und Handelskammer. Die Auswahl erfolgt aber letztlich durch die Weiterbildungswilligen, da unserer Erfahrung nach die Motivation bei einer selbst gewählten Weiterbildung stets am größten ist“, so die Juniorchefin.

Das offene Ohr und die Unterstützung der Mitarbeitenden, die sich fachlich weiterentwickeln wollen, ist für das Unternehmen ein zentraler Aspekt im Versuch, gute Mitarbeitende zu finden und zu binden. Denn auch in der Metallbranche herrscht Fachkräftemangel. „Wir haben hier technisch versierte und loyale Metallbaukräfte, die durch ihr Know-how seit Jahren zum Erfolg des Unternehmens beitragen“, so Iris Meik.

So wie auch ein Metallbauer, der 2017 als ungelernte Arbeitskraft ins Unternehmen kam. Der aus Syrien vor dem Krieg geflüchtete Familienvater zeigte sich aufmerksam und lernhungrig. „Wir haben sein Potenzial schnell erkannt“, erinnert sich Iris Meik. „Von Anfang an erledigte er alle Aufgaben tadellos und umsichtig, lernte sehr schnell Deutsch und integrierte sich umgehend in unseren Betrieb.“ Als sich der inzwischen 30-Jährige* für eine Ausbildung zum Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik entschied, erhielt er die volle Unterstützung seines Arbeitgebers. Die Karl-Josef Ewald GmbH wiederum wurde gefördert durch die Bundesagentur für Arbeit, die Lohn- und Weiterbildungskosten bezuschusste.  

Juniorchefin Iris Meik pflegt einen engen Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit, erfährt große Unterstützung beim Thema Weiterbildung durch eine engagierte Beraterin. Nicht nur im Fall des syrischen Mitarbeiters, auch bei der Finanzierung von weiteren Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Unternehmen. So haben bereits zwei Metallbauer den staatlichen Zuschuss des Aufstiegs-BAföG in Anspruch nehmen können. Einer ist zum Meister aufgestiegen, sein Kollege hat nach der Weiterbildung eine leitende Stellung in der Produktion übernommen.

Dem Unternehmen ist es ein Anliegen, an seine Mitarbeitenden kontinuierlich fachliches Know-how weiterzugeben. Dafür werden die Weiterbildungskosten teilweise auch komplett von der Firma übernommen. So zum Beispiel bei einer Mitarbeiterin, die als Sachbearbeiterin in der Firma angefangen hat. Während der Corona-Pandemie absolvierte die 20-Jährige* eine Social-Media-Weiterbildung – aus starkem Eigeninteresse in Kombination mit dem Wunsch, die Firma auch in den sozialen Medien besser zu repräsentieren. „In diesem Fall passten die persönlichen Ziele perfekt zu unserem unternehmerischen Plan, die Online-Präsenz zu optimieren“, berichtet Iris Meik. In diesem Fall fand die Weiterbildung digital statt.

Online-Angebote sind bei anderen firmeninternen Schulungen wie etwa CNC-Grundlagenkursen (ein elektronisches Verfahren zur Steuerung von Werkzeugmaschinen) oder Schweißkursen nicht möglich, dabei kommt es auf konkrete praktische Elemente an. Daher konnte das Thema Weiterbildung während der Pandemie nicht so engagiert wie üblich verfolgt werden. Abgesehen davon, dass Iris Meik und ihr Team firmenspezifische Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen hatten: „Wir waren sehr damit beschäftigt, durch diese schwierige Zeit zu kommen. Neben unterbrochenen Lieferketten mussten Hygienekonzepte erstellt, geprüft und realisiert werden.“
 

Zum Glück hat sich die Pandemielage nun aber wieder gebessert und das Unternehmen startet auch beim Thema Weiterbildung wieder durch. Derzeit befinden sich einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diversen Abteilungen in einer Inhouse-Schulung, um den Umgang mit der neuen digitalen Betriebsdatenerfassung zu erlernen. „Als zukunftsorientiertes Traditionsunternehmen passen wir uns stets den technologischen Anforderungen der Zeit an“, betont Juniorchefin Iris Meik.

*Altersangaben zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2022