Erfolg auf vier Rädern

Bei Theresa Kummer lief zuerst alles nach Plan: studierte Augenoptikerin, Yoga-Lehrerin, ein guter Job in einem großen Unternehmen. Doch der Gedanke an die bevorstehende Karriere in der Industrie machte Theresa Kummer zunehmend unglücklicher. Mit den Zweifeln wuchsen auch die gesundheitlichen Probleme. „Irgendwann hat alles nicht mehr hingehauen – ich bekam eine Depression und war quasi am Ende“, berichtet sie über ihre bisher schwerste Lebensphase. Anstelle von Stillstand wählte die Landsbergerin den Weg nach vorn: Schon lange reifte der Gedanke von der Selbstständigkeit in ihrem Kopf. Die Geschäftsidee kam ihr dann beim Umzug in die gemeinsame Wohnung mit ihrem Partner. „Wir standen in der Küche, haben die Kartons ausgepackt, und da sind sie mir zum ersten Mal so richtig aufgefallen: die Plastikberge, die unsere Lebensmittel verursachen“, erzählt Theresa Kummer. In diesem Moment realisierte sie, dass sie so nicht weiterleben will – und ihr kam der Gedanke der alternativen Einkaufsmöglichkeiten.

Ihre ersten konkreten Ideen für einen mobilen Unverpacktladen schrieb Theresa Kummer auf ihrem Wohnzimmerboden auf ein großes weißes Papier. „Als nächsten Schritt habe ich das Internet zum Thema Unternehmensgründung durchforstet“, schildert sie. Bei ihrer Suche stieß sie auf den gemeinnützigen Verein AktivSenioren Bayern e. V. Der Verein, bestehend aus Unternehmerinnen und Unternehmern, Selbstständigen und Führungskräften im Ruhestand, unterstützt und berät Interessierte mit langjähriger Praxiserfahrung beispielsweise bei der Unternehmensgründung und -führung. „Gemeinsam mit meinem Ansprechpartner habe ich meinen Businessplan erarbeitet, der abschließend von einem Unternehmensberater überprüft wurde. Danach ging es zur Bank, von der ich ebenfalls grünes Licht bekam“, berichtet Theresa Kummer von ihren ersten Schritten in Richtung Selbstständigkeit.

Auf der Suche nach hilfreichen Weiterbildungsmöglichkeiten stieß Theresa Kummer dann auf die Seminarangebote der IHK für München und Oberbayern. Sie absolvierte neben ihrem Beruf mehrere Fortbildungen zu den Themen Steuerrecht, Kalkulation und Marketing, die an jeweils zwei Tagen stattfanden. Gefördert wurde sie hier vom Europäischen Sozialfonds (kurz: ESF). „Das war wirklich Gold wert! Ohne die Förderung hätte ich mir die Seminare nicht leisten können. Und ohne diese Grundlagen hätte ich mein Unternehmen niemals eröffnen können“, schwärmt die Gründerin. „Die IHK für München und Oberbayern wäre jederzeit wieder meine erste Anlaufstelle für Weiterbildungen, weil ich weiß, dass ich dort alle Informationen bekomme, die ich brauche“, schließt Theresa Kummer ab.

Um engen Kontakt mit ihren Kunden zu halten, sie zum Beispiel über Neuheiten zu informieren, setzt sie auf die sozialen Medien. Fit für die professionelle Nutzung machte sie sich mit der zehnwöchigen Weiterbildung „Social Media für Fortgeschrittene“ bei der Frau & Beruf GmbH. „Der Kurs hat mir die Sicherheit im Umgang mit den sozialen Medien gegeben und die technischen Möglichkeiten aufgezeigt. Social Media ist für mich nicht mehr wegzudenken“, sagt die junge Unternehmerin.

Mit einer Crowdfunding-Kampagne wurde es dann ernst. Rund 12.700 Euro konnte Theresa Kummer als erste Finanzspritze sammeln und schon vor der Eröffnung einen kleinen Kundenstamm aufbauen. Vor zwei Jahren war es dann so weit: Theresa Kummer gründete ihr eigenes Unternehmen, das Unverpackt-Mobil „Tante Resi“. Der mobile Einkaufsladen fährt durch den gesamten Landsberger Landkreis: Elf Standorte, an denen die Anwohnenden plastikfreie Lebensmittel kaufen können, deckt „Tante Resi“ inzwischen mit ihren drei Mitarbeiterinnen ab. Doch auch Theresa Kummer hatte mit der ein oder anderen Herausforderung zu kämpfen. „Gerade beim Thema Bürokratie braucht man wirklich einen langen Atem – und viel Toleranz“, berichtet sie. Schleppende Genehmigungsprozesse könnten den Weg in die Selbstständigkeit ganz schön erschweren. Außerdem sei sie oft unsicher gewesen. „Ich hatte damals viele schlaflose Nächte, weil ich nicht wusste, ob es funktioniert. Der Sprung von der Angestellten zur Gründerin war schon ein großer“, berichtet Theresa Kummer von ihren Ängsten.

Doch ihr Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, hat sich ausgezahlt. Im Jahr 2022 wurde ihr mobiler Unverpacktladen sogar mit dem öko-sozialen Gründerpreis Schwaben und Allgäu ausgezeichnet. Auf ihrem Erfolg ausruhen will sich die junge Frau aber nicht: „Der Wagen ist mit seinen aktuellen Standorten noch nicht ausgelastet. Mein Ziel ist es, mich im nächsten Jahr personell so aufzustellen, dass wir eine Auslastung von 90 Prozent realisieren können. Das wäre schon toll.“ Auch über das nächste Jahr hinaus hat Theresa Kummer große Pläne: das Unternehmen durch weitere Wagen zu vergrößern, um in ein paar Jahren alle umliegenden Landkreise versorgen zu können. Das Thema Weiterbildung will die Gründerin aus Oberbayern weiterhin verfolgen und hat dazu bereits konkrete Pläne: Als Nächstes will sie sich den Themen Werbung und Suchmaschinenoptimierung bei Google, Mitarbeiterführung, Sales- und Online-Marketing widmen.

*Altersangabe zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2023