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Weiterbildung ist keine Frage des Alters
Wie ein gelungener Wiedereinstieg in den Beruf gelingt, zeigt Astrid Niedermeier (57*). Die Diplom-Chemikerin absolvierte nach einer längeren Familienpause eine spezielle Fachweiterbildung. Mit dieser hat sie sich Expertenwissen angeeignet, über welches nur wenige Menschen in Deutschland verfügen.
Wie sich Rollenstereotype in der Arbeitswelt wandeln, zeigt der Lebensweg von Astrid Niedermeier aus Regensburg in der Oberpfalz. Während ihres Chemiestudiums waren Frauen in diesem Studienbereich noch die Ausnahme.
Dass man sie und ihre Arbeit heute wertschätzt, zeigt auch die hochwertige Weiterbildung, die Astrid Niedermeier von ihrem Arbeitgeber finanziert bekommen hat. Mehr als 15.000 Euro hat das Unternehmen Reinhausen Power Composites GmbH investiert, damit die 57-Jährige ihre Kenntnisse in der Klebtechnologie auf dem neuesten Stand hält. Sie hat eine Weiterbildung zum „European Adhesive Engineer“ (EAE) am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung absolviert. Für diese Fachweiterbildung ist die Mutter von drei Kindern knapp ein Jahr lang jeweils für eine Woche im Monat von Regensburg nach Bremen gependelt.
Weil Astrid Niedermeier sich in den Kopf gesetzt hatte, notwendiges Fachwissen ins Unternehmen zu holen, hat sie sich kurzerhand entschieden, die entsprechende Weiterbildung selbst anzugehen. Die Finanzierung hat ihr Arbeitgeber übernommen.
Karriere nach längerer Familienpause
Astrid Niedermeier ist nach ihrer zwölf Jahre andauernden Familienpause im Jahr 2010 als Projektassistentin bei der Maschinenfabrik Reinhausen in ihren Beruf zurückgekehrt. Fünf Jahre später wechselte sie ins Tochterunternehmen Reinhausen Power Composites (RPC) als Assistentin der Geschäftsleitung mit Projektleitungsaufgaben. 2018 hat sie in diesem Unternehmen die Leitung des Werkstoffprüflabors übernommen. Ihr Team kümmert sich unter anderem um die Auswahl neuer und innovativer Materialien für die Produktion. Als es um die Einführung eines neuen Klebstoffs ging, stellte Astrid Niedermeier fest, dass ihrem Unternehmen entsprechendes Know-how guttun würde.
„Wir benötigten Expertenwissen im Bereich der Klebetechnik. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sich jüngere Kolleginnen und Kollegen aus meinem Team für diese großartige Weiterbildung bewerben möchten. Aber es stellte sich heraus, dass alle privat zu beschäftigt waren. Irgendwie hat es bei niemandem in die Lebenssituation gepasst.“
Ich habe während der Weiterbildung nicht nur mein Know-how erweitert, sondern profitiere heute auch von einem neuen Netzwerk. Astrid Niedermeier (57), Diplom-Chemikerin und Projektleiterin mit erfolgreicher Zertifizierung European Adhesive Engineer
Mit Ehrgeiz und Power zu neuem Fachwissen
Weil sich Astrid Niedermeier aber in den Kopf gesetzt hatte, das Fachwissen ins Unternehmen zu holen, hat sie sich kurzerhand dazu entschieden, die Weiterbildung selbst anzugehen. Zum Start im Juli 2019 war sie etwas unsicher, wie sie einräumt: „Mein Studium habe ich vor 30 Jahren abgeschlossen. Ich war sicher, dass ich die Älteste sein würde. Daher hatte ich schon ein wenig Sorge, ob es mit dem Lernen bei mir noch so gut klappen würde wie bei den Jüngeren. Zudem musste ich meine Familie einmal im Monat für eine Woche allein lassen. Auch wenn meine Kinder schon älter und in der Ausbildung waren, habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht.“
Doch ihre Bedenken wurden bald zerstreut: In der Gruppe der Weiterbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer hat der Altersunterschied keine Rolle gespielt, das Lernklima war motivierend und Astrid Niedermeier empfand den Austausch mit Fachkräften aus anderen Disziplinen als erfrischend. „Es ist ein Netzwerk entstanden, von dem ich heute noch profitiere“, sagt sie. Am Ende jeder Weiterbildungswoche gab es auch eine Prüfung, so dass Astrid Niedermeier sich schnell wieder in Lern- und Prüfungsphasen einfinden konnte.
„Allein die Abschlussprüfung fand ich etwas stressig – da habe ich gespürt, dass eine Vollzeitstelle plus Familie wenig Freiraum für die Prüfungsvorbereitung lässt. Aber ich habe mich durchgebissen und habe letztlich die schöne Bestätigung erhalten, dass ich mit den Jüngeren mithalten kann. Diese Zeit der Weiterbildung habe ich persönlich als überaus bereichernd empfunden und bin darüber hinaus sehr froh darüber, dass ich dieses Know-how nun im Unternehmen einbringen kann.“
*Altersangabe zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2021